Dein Advents-Kalender ist jetzt da! Über Weihnachtskonsum!

Viele Adventskalender von unterschiedlichen Marken häufen sich im Kinderzimmer

[Ergänzt am: 15. November 2025]

weihnachtsengel-herz

Ich könnt kotzen.

Ne, stop. Freu Dich! So steht es doch da in dem Newsletter. Also los, sofort: Freu freu freu.
Aber nicht zu lange, denn sonst schnappt mir jemand anders MEINEN Adventskalender weg. Ich soll mir meinen Adventskalender sichern mit Ausrufungszeichen.

So steht es jetzt alle paar Tage in irgend einem Werbeblättchen, Newsletter, Postwurfsendung, E-mails in mein Postfach.

Freu dich auf einen magischen Advent, Lisa.
Jetzt deinen Adventskalender sichern!

Bei Euch Werbefritzen und Produktmanagern piept's wohl!

Zähle die Tage bis Weihnachten herunter: mit dem Bosch Handwerkzeug-Adventskalender für Heimwerker! Jeden Tag kommt ein hochwertiges Handwerkzeug (echt jetzt Handwerkzeug im Adventskalender?) oder Zubehör zum Vorschein. Oder von Douglas: Mit jedem der 24 Türchen steigt bei uns die Vorfreude aufs Fest – Da kannste dich dann bis Weihnachten so einnebeln, dass das Jesuskind vor Schreck aus der Grippe hüpft.

Viele Adventskalender von unterschiedlichen Marken häufen sich im Kinderzimmer
Foto wurde mit Gemini erstellt

Und dann der PLAYMOBIL-Adventskalender – da vergeht die Adventszeit wie im Flug. Das ist ja genau der Sinn der Sache, gell. Mit Karacho durch die Adventszeit um asap weiteren Playmobil Firlefanz unterm Christbaum, äh sorry, Weihnachtsbaum, ach ne, auch schon wieder überholt: Winterbaum? Geschmacklos überfrachtete Wohhnzimmertanne? Also hier gibts ja ne Liste mit dummen Unwörtern keine Ahnung, wie das grüne Viech da künftig heißen soll.

Jedenfalls: Pro Familienmitglied mindestens drei unterschiedliche Lieblingsmarken als Kalender. So weihnachtet sichs dann sehr. Und die Wirtschaft freuts.

Echt jetzt? Macht es einen Unterschied, ob ein Kind sich über das Bild eines einfachen Lebkuchens freuen kann – oder ob mindestens eine Playmobilfigur, ein Pokémon oder gar eine Mini-Kettensäge im Kalender stecken muss?

Glaub ich lieber an den Nikolaus oder an Coca Cola?

Ich hab an den Nikolaus und Engel geglaubt und ich danke meinen Eltern dafür, dass sie diesen wunderbaren Zauber für uns Kinder erschaffen und belebt haben. Ja, ich liebe den Nikolaus und ich bin immer noch ein echter Weihnachtsfan. Ich meine das Weihnachten meiner Kindheit, mit Lichterglanz, dem "Jesuskindle", Singen, heimlich Weihnachts-"Bredle" stibitzen und natürlich auch einen Berg Geschenke. Ja, wir haben viele Geschenke bekommen. Und heute noch macht mir das Schenken und Auspacken so einen Heidenspaß! Aber es steht nicht im Zentrum.

Und nein, ich habe weder Schock noch Trauma erlitten, als ich gewahr wurde, dass der Nikolaus mit einem Auto, statt einer goldenen Kutsche anreist. Zuerst hab ich mich für mächtig schlau gehalten, weil ich es nämlich herausgefunden habe, ein paar Jahre später war ich traurig darüber, dass ich es herausgefunden habe. Der Zauber war vorbei und ab jetzt konnte der Konsum so richtig Einzug halten. Lebkuchen im September, Schokoladen-Nikoläuse und eben die besagten Adventskalender Mitte Oktober. Denn nun, wo die magischen Momente enttarnt sind, man keine Nikolausgedichte mehr aufsagt, sondern einfach nur Dominosteine und Glühwein in sich reinschaufelt, nun ist nicht mehr viel übrig, was einen wirklich von Herzen freuen könnte.

Ich mag die Adventszeit

Wisst ihr, ich freute mich immer sehr auf den Advent, und ich liebe auch heute noch die Vorweihnachtszeit. Aber ich mag halt die "ollen" Adventskalender: ein klassisches Haus auf Papier, die kleinen Fensterchen kann man öffnen – dahinter zeigen sich wunderschöne Bildchen: eine Kerze, ein Lebkuchen, ein Herz, der Nikolaus. Diese kunstvoll gestalteten Papierkalender hängen wir ans Fenster – und am Morgen, wenns in der Wohnung noch dunkel ist, draußen sich eine blasse Sonne zeigt, leuchten sie ganz sacht. Das 24. Fensterchen ist immer ein großes Tor und wenn man es öffnet, sieht man das Christkind. Sehr kitschig. Ja. Aber, man weiß: Heute ist Heilig Abend. Das ist schön.

Lebkuchen, Glühwein oder Nächstenliebe

Natürlich kann man trefflich darüber streiten, was ein Lebkuchen mit christlichem Geist, Nächstenliebe oder der Geburt Jesu zu tun hat. Und was an dieser Geburt Jesu überhaupt zu feiern ist. Und wen man bedenkt, dass das Weihnachtsfest gar in so vielem von heidnischen Bräuchen übernommen, also gestohlen, wurde. Ui, viel Stoff für viel bitterernste Diskussion.
Aber dann lass doch die ganze Theorie einfach mal beiseit', zünde eine Kerze an, beiß in einen Spitzbuben und lass den lieben Gott einen guten Mann sein. Lass Weihnachten rein.

Was ist besonders an einem Adventskalender

Wenn es an jeder Ecke Adventskalender, mit Spielsachen, Fressalien, Schokolade, vermutlich auch Socken und Unterhosen gibt, was ist denn noch das Besondere dran? Von Oma und Opa, den Eltern, den Tanten gibts Adventskalender geschenkt, man hat ja nicht mehr so viele Enkel und Neffen. Da muss schon mindestens ein Kalender her, der jeden Tag ein Plastikspielzeug freigibt. Die Mama schenkt dem Papa was vom Bauhaus und wenn der Papa aufmerksam ist, schenkt er der Mama was von Hussel.
Hauptsache Dinge werden verkauft. Kein Mensch schert sich darum, warum man Weihnachten feiert und niemand weiß, woher der Glanz kommt.
Ich mag sie so nicht mehr, die Adventszeit.

Weihnachtsmarkt, Wintermarkt?  Fressbuden

Und noch was: Wenn bald die Winter-Fressmärkte schon im November aufmachen, dann muss ich  mich wenigstens nicht mehr aufregen, dass auf dem Weihnachtsmarkt keine Krippe mehr steht, sondern Schneewittschen und die sieben Zwerge, sorry, magischen Figuren (warum auch immer das Wort "Zwerg" uncool geworden ist) aus dem Stall rausglotzen.
Wem das noch nicht genug ist, hier gibt es ein ganzen Sammelsurium an Texten aus der Werbesprache
Hört Euch auch manchmal bewußt Radiowerbung an. Versucht mal, in der Alltagssprache so zu reden. Könnte man ein Gesellschaftspiel draus machen.

Schöne Weihnachtstraditionen und nette Bräuche

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Adventskalender

Der Adventskalender wurde ja schon zur Genüge behandelt

Sankt Martin

Hat eigentlich nichts mit Weihnachten zu tun, war aber immer mein Lieblingsfest. Es fing an mit dem Basteln der Laterne im Kindergarten. Man sollte eine runde Käseschachtel mitbringen, die waren früher sehr groß, da waren ziemlich fiese Schmelzkäse Ecken drin, aber für die Laterne gabs einen herrlichen Boden ab.
Am Abend dann der Umzug mit schönem schauerlichem Kindergesang, manche Dörfer hatten sogar einen alten Sankt Martin auf dem Pferd. Aber darauf kams gar nicht an. Das Lichtchen in der Dunkelheit vor sicher hertragen, die anderen Laternen zu sehen und hie und da ging eine in Flammen auf. Das gehörte dazu.
Schauerlich finde ich, dass dieses Fest nun fast gänzlich durch Halloween abgelöst wurde.

Adventskranz

Das Basteln von Adventskränze war mir immer fad. Um den Kranz sitzen, eine Kerze anzünden, dann zwei, dann drei dann vier, das war schön. Unsere Familie hat dazu tatsächlich Adventslieder gesungen, mal mit Begleitung von Geige oder Klavier, wenn wir bei der Tante waren. Und auf jeden Fall gabs herrliche selber gemachte "Bredle" oder Plätzchen auf gut Deutsch. Diese "Bredle" allein, wären schon eine Beitrag wert.

Das wird noch beschrieben:

  • Der Heilige Abend
  • Kinder werden beim Götte abgeladen, dass Papa Zeit für den Weihnachtsschmuck hat
  • Festliche Kleidung, Tischschmuck
  • Der Gang zum Friedhof
  • Das Essen
  • Das Glöckchen und die Tür öffnet sich langsam
  • Der herrliche Glanz
  • Wieder singen, beten und nochmal singen
  • Endlich auspacken
  • Selig sein
  • Mitternachtsmesse
  • Selig sein

 

Post Scriptum

ChatGPT kritisiert an meinem Text, dass sich Leser:innen mit anderen Sichtweisen nicht abgeholt fühlen könnten.
Leser:innen könnten sich vom Ton des Textes ausgeschlossen oder gar verurteilt fühlen.

Irre, oder?

Meine Antwort dazu:
Weißt du, das ist typisch. Es allen Recht machen, Gendern bis zur Unkenntlichkeit, nichts klar ausdrücken, schwammig sein. Dadurch bekommen Leser und Leserinnen mit anderen Sichtweisen keine Chance, sich damit auseinanderzusetzen, DASS es eben auch andere Sichtweisen gibt.
Sie brauchen gar nicht nachzudenken, alle ühlen sich  abgeholt und weich gebettet. Keine Ecken. Keine Kanten. So wie das uns tagtäglich in den Medien eingetrichtert wird. Und jetzt sogar von der KI. Wielangweilig.

P.P.S.: also, wer sich ausgeschlossen oder verurteilt fühlt, weil ich nicht von jeder Firma einen extra Adventskalender kaufen möchte, der möge sich gerne einen Therapeuten Adventskalender kaufen. Für jeden Tag ein anderes Problem.