Laisser faire im Garten

[Ergänzt am: 28. Mai 2025]

Zwischen Gelassenheit und Gießkannenzwang
Warum ich diesjahr (fast) nichts im Garten tue – und trotzdem ständig etwas mache
Dieses Gartenjahr steht unter dem französischen Motto: Laisser faire.
Weniger machen, mehr zulassen. Die Natur kann das schon. Schließlich ist der Garten im vierten Jahr, eingewachsen, eingespielt, grundversorgt.
Nicht, weil ich mich plötzlich der Permakultur oder dem Minimalismus verschrieben hätte – sondern weil ich schlicht weniger Zeit habe. Andere Projekte fordern meine Aufmerksamkeit, und die Tage, an denen ich den ganzen Nachmittag im Beet verbringe, sind seltener geworden.
Dazu kommt: Ich werde älter. Nicht dramatisch, aber spürbar. Eigentlich habe ich genügend Vertrauen: Mein Garten kommt auch mal ohne mich klar.
Aber!
Aber, aber, aber...
Es ist fast unmöglich, den Dingen ihren Lauf zu lassen. Ich versuche es wirklich. Aber dann zupfe ich doch hier ein Unkraut, binde da einen Zweig an.
Ich streue ein paar Körner für das Vögelchen, obwohl der verlauste Hibiskus ohnehin seine ganze Sippe ernähren könnte.
Dann ein Mauseloch.
Mein erster Impuls: Spaten holen.
Dann mein besserer:
Laisser faire. Auch die Maus darf satt werden.
Ich sehe eine Distel und will sie zupfen. Ein Trieb hängt schief – schnell anbinden. Die Kohlmeise schaut mich vorwurfsvoll an – na gut, ein paar Körner. Obwohl sie sich am verlausten Hibiskus sattfressen könnte, mitsamt der ganzen Familie.
Weniger Kontrolle, mehr Vertrauen – das ist leichter gedacht als gelebt.
Ich stehe also da, mit Zeitmangel, mit Gartenroutine, mit guten Vorsätzen. Und gleichzeitig mit der Gießkanne in der Hand. Ich rieche die Brennnesseln, die in diesem Jahr besonders üppig wachsen, und denke: Eine kleine Portion Brennnesseljauche für die Tomaten – das zählt doch nicht, oder?
Ich bemühe mich um Zurückhaltung. Und dann – passiert es.
Ein kurzer Blick zu Magicgardenseeds, was gibts für tolle Samen. Nur mal schauen.
Wenig später liegt ein Warenkorb voller verführerischer Pflanzensamen auf dem Bildschirm.
Noch ein Zögern. Dann: Klick.
In zwei Wochen wird geliefert.
Laisser faire?
Vielleicht. Aber eben nur bis zu einem gewissen Punkt.
Denn ganz ehrlich: Ich liebe das Gärtnern zu sehr, um es völlig der Natur zu überlassen.
Und vielleicht ist auch das die eigentliche Lektion dieses Jahres: Nichtstun ist Arbeit.
Und ein bisschen Wachsenlassen ist auch eine Form von Gärtnern.
Smart Indoor Gardening