Queer im Beet: Herr Schauindieluft & Fräulein Uiuiui

[Ergänzt am: 27. Juni 2025]

Ich sag ja nichts, aber...
Also früher, ja, früher, da war Mangold einfach... Mangold. Hat man angebaut, gegessen, fertig. Vielleicht mal gedünstet, vielleicht mal im Quiche. Keiner hat gefragt, ob der jetzt lieber ein Rhabarber wäre. Oder lieber eine Langnese-Zuckerstange mit rot-weißer Spiraloptik?
Und dann kommt Fräulein Uiuiui.
Coming-out von Fräulein Uiuiui.
„Ich bin kein Gemüse – ich bin eine Zuckerstange!“
„Ich fühl mich im falschen Stängel geboren“, sagt sie. „Ich hab zwar Chlorophyll, Wurzeln und Blätter, aber schau doch meine Farbe an! Ich bin bunt. Ich gehöre dem Regenbogen. Zuckerbunt. Ich bin nicht bio, nein, ICH BIN PRIDE.“
Sagt sie und strahlt wie ein Apfelbutzen. Sie will allen Ernstes lieber eine Zuckerstange sein, von Langnese, denn eine Mangold Dame.
Herr Schauindieluft – auch Mangold, aber klassisch gelb, heteroblattlich und mit bodenständiger Fotosynthese – versteht die Welt nicht mehr. Und das, obwohl er sich für sehr tolerant hält. Er hat sogar mal versucht, sich einer Tomate anzunähern. War schwierig – wegen der Wurzeln.
Uiuiui jedenfalls will nicht mehr in die Gemüse-Kiste. Sie beantragt einen Platz im Tiefkühlfach neben dem Fruchteis. So wie sie aussieht wird Langenese ein Vermögen an ihr verdinen. Außerdem: sie identifiziere sich geschmacklich einfach ganz klar als Süßigkeit und möchte auch als solche gegessen werden.


Der Garten eskaliert: Identität wird zur Hauptsache
Woke im Beet – wenn Dill Drag trägt
Der Garten ist überfordert. Der Brokkoli spricht von „Ideologischer Überdüngung“. Die Petersilie murmelt was von „Gender-Garten-Terror“. Und der Rucola? Der organisiert sofort eine Veggie-Pride-Parade zwischen Rosenkohl und Radieschen, weil: „Scharf sind wir alle, Baby.“
Die Gärtnerin weiß nicht, ob sie umtopfen oder canceln soll.
Ich mein: Man muss ja heute auf alles achten. Vielleicht fühlt sich morgen die Zucchini als Gurke und will mit ins Tzatziki. Oder der Kürbis will am Frauen-Beet-Boxen teilnehmen. Und wehe, man sagt: „Du bist doch gar kein Frauenkürbis!“ – Dann ist man sofort im Unkrautbereich der Gesellschaft. Wobei, Moment, dass heißt ja heutzutage "Beikraut" und hat heilsame Wirkung. Schon immer gehabt, ganz nebenbei.
Dabei hätte es so einfach sein können.
Mangold. Blüht. Fertig.
Aber heute? Heute diskutieren die Pflanzen über binäre Botanik, wollen eigene Pronomen („sie/spiral“) und bestehen auf torffreien Schutzräumen. Der Klee ist beleidigt, weil er sich als Baum identifiziert, aber nie gegossen wird. Und die Schnecken? Die wissen gar nicht mehr, wo sie noch hin dürfen, ohne in eine Debatte zu geraten.
Nur der Herr Schauindieluft steht da, starrt in den Himmel und sagt nichts. Wie immer. Vielleicht ist das die einzige noch erlaubte Form von Meinungsäußerung: Stille. Aber auch da ist man sich nicht mehr sicher.
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Mangold trägt Samen
Ich kann mich nicht sattsehen an den beiden inzwischen über 1,80 m hohen Mangoldpflanzen mit den üppigen Samenständen.
Wenn Mangold an seinen hohen Stängeln Samen trägt, sieht die Pflanze richtig beeindruckend aus. Zwischen den kräftigen Trieben erscheinen viele unscheinbare Blüten, aus denen sich nach und nach die Samen entwickeln. Es ist schon etwas ganz Besonderes, den Mangold in diesem späten Stadium zu erleben – fast wie ein kleines Naturwunder im Garten.