Innovationspreis für die Georgskapelle in Tettnang

[Ergänzt am: 5. Juni 2025]

Wie eine Kapelle in Tettnang den Innovationspreis bekam

Brandheiß kam die Nachricht rein. Nicht aus New York, nicht aus Brüssel – sondern aus Tettnang, einem kleinen Städtchen zwischen Hopfen, Himmel und einer Menge kleiner Kapellen (Käppelle auf gut Schwäbisch).

Meine Freundin berichtet:
„Die Sankt Georgskapelle hat einen Innovationspreis gewonnen!“

Ich: „Wow!“ und gratuliere herzlich.
Dann aber … denke ich kurz nach.
Ein Preis für... was genau?

Der heilige Georg, bekannt als Drachentöter und Beschützer der Ritter, kämpft in dieser Kapelle seit Jahrhunderten tapfer gegen das Böse. Und das Böse war bislang allenfalls mal schlechte Belüftung, ineffiziente Heizsysteme und vermutlich ein unangenehmer Feuchtgeruch im Gebälk.

Und jetzt – Ein Innovationspreis!

Wofür bekommt eine katholische Kapelle einen Innovationspreis? Haben die den modernsten Drachen? Kriegt der Georg Langstrecken Raketen, damit er den bösen Drachen im Osten ran kommt? Ich meine, das ist eine Kapelle da betet man drin.

Oder wurde die Kapelle gar digitalisiert? Betet jetzt vielleicht die KI für mich?

Ich frage Google.
Und siehe: Man kann jetzt in der Kapelle übernachten! Toll!

Übernachten – in einer Kapelle.

Die schwäbische Zeitung, das Blatt vom Ländle, berichtet stolz:

„Das Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg würdigt herausragende Energielösungen an Kulturdenkmalen.“

Aha! Also nicht, weil Georg neuerdings ein Genderseminar leitet oder die Monstranz mit WLAN funkt, sondern: Wegen Energieeffizienz. Ach so – fast schon enttäuschtlese ich weiter.

Was bisher geschah: Hochzeiten, Käufe, Dämmung

Die Kapelle wurde bislang als Hochzeits- und Taufkapelle genutzt.

Nun aber ist sie nicht nur heilig, sondern auch nachhaltig.
Man spart Energie.
Und Seelenwärme?
Denn wer einmal unter historischen Kreuzgewölben geschlafen hat, der weiß: Da träumt man anders.
Wahrscheinlich direkt vom ISO-Zertifikat 14001.
Ein Schritt in die richtige Richtung – oder der erste Baustein des Kirchen-Airbnb-Komplexes?

Was kommt als Nächstes?

Die Kathedrale von Ulm als Coworking Space?

Der Kölner Dom mit Self-Check-in-Terminal?

Lourdes als Influencer-Retreat mit Heilwasser-Kollaboration?

Pfui, wie Böse.

Man darf jedenfalls gespannt sein.

Was sicher bleibt: Der heilige Georg – klimaneutral.
Der Drache – arbeitslos.
Und Tettnang – im Rampenlicht.

Amen