Das Mulitkultihaus – Gemixt oder nur Nebeneinander lebend?

Multikulti Party comic

[Ergänzt am: 10. Juni 2025]

Ein Zaun-Gespräch mit meinen Nachbarn, der beruflich in einem sogenannten Multikultihaus zu tun hat.

Er war ganz aufgeregt und schwärmte er habe gerade das bunte Herz Europas entdeckt.

In diesem „wunderbar multikulturellen Haus“ wohnen anscheinden alle Nationalitäten der Welt und sie wohnen genau so, wie bei sich zu Hause. Woher er wohl weiß, wie die Menschen in Tansania zuhause wohnen? Jedenfalls erzählte er, dass die alle auf dem Boden säßen und der dicke türkische Papa wie ein Sultan im Wohnzimmer, die Füße auf dem Couchtisch, in der einen Hand die Fernbedienung, in der anderen die Wasserpfeife.

Aus der Nachbarwohnung dröhne Reggae, während die kiffenden Jamaikaner – er bestand darauf, dass sie Jamaikaner seien – offenbar rund um die Uhr in Zeitlupe lebten. Die syrische Großfamilie beim Kochen, italiensiche schreiende Kinder und so weiter und so fort. Und das Beste: NUR drei Deutsche wohnen in dem Haus, das sei ja soooo Multikulti.

Er meinte das ernst – mit der Überzeugung eines linksgrünen Kulturromantikers, der glaubt, Vielfalt beginne da, wo das Eigene aufhört.

Mir war diese Erzählung irgendwie peinlich – ich wußte aber nicht warum eigentlich.
Doch je länger er die Lebensrealitäten der „Ausländer“ wie exotische Schaufensterstücke beschrieb, je euphorischer er das Alltägliche – einen Mann auf dem Sofa, eine Familie beim Kochen – als spektakulär feierte, desto mehr dämmerte mir, was mich daran störte. Es war nicht die Freude an der Vielfalt. Es war die Haltung dahinter: als wären diese Menschen vor allem dafür da, sein multikulturelles Idealbild zu erfüllen. Als ginge es gar nicht um Begegnung, sondern um Inszenierung.

Und als er schließlich stolz auf die „nur drei Deutschen“ zu sprechen kam – in einem Ton, als seien selbst die noch zu viele –, wurde mir klar: Das war kein Plädoyer für Miteinander, sondern eine neue Form der Ausgrenzung. Umgekehrter Rassismus, verpackt in Weltoffenheit. Nicht Integration, sondern Distanz – nur eben mit Applaus.

Was ist echtes Multikulti?

Wenn ich durch die Kantstraße Ecke Wilmersdorfer Straße spaziere, fällt auf, wie viele Dönerläden und Barber Shops es dort gibt. Auf den ersten Blick, also, wenn man aus Hinter Pfui Dupfingen kommt, denkt man, Boah, wie im Urlaub! Aber ist das wirklich Multikulti oder eher eine Form von Einkulti?

Nachh dem Essen im vietnamesischen Restaurant in der Bismarckstraße denke ich, auch merkwürdig, die Gäste sind hauptsächlich Deutsche und Asiaten. Ähnlich verhält es sich beim Thailänder oder Chinesen. Beim Döner hingegen sitzen Deutsche und Türken, und in Shisha-Lounges oder Sportwetten-Buden trifft man fast ausschließlich auf Menschen orientalischer Herkunft.

Noch nie habe ich einen Türken beim Vietnamesen oder einen Thailänder im Barber Shop gesehen. Warum eigentlich nicht?

Die Illusion der Vielfalt

Multikulti bedeutet für mich nicht nur, dass verschiedene Nationalitäten nebeneinander existieren, sondern dass sie miteinander interagieren. Weiter hinten in der Kantstraße Richtung Zoo bekommt man eine Idee von echtem Mulitkulti: dort reiht sich eine Vielzahl unterschiedlicher Restaurants: Asiaten aller Nationalitäten, Hawaiianer, Deutsche, Pizza, Döner... Aber auch hier, wenn man einen Blick hineinwirft, sieht man, dass sich die Gäste kaum mischen. Da ist also wirklich noch Potential vorhanden.

Denn echte Vielfalt entsteht nicht nur durch das Nebeneinander, sondern durch das Miteinander.

Hinweis: Dieser Beitrag spiegelt persönliche Beobachtungen und Gedanken wider und erhebt keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit.