Die Offenbarung im Beet: Herr Schauindieluft & Fräulein Uiuiui

Comic mit queeren Mangold Pflanzen
Comic mit queeren Mangold Pflanzen

Ich sag ja nichts, aber...

Also früher, ja, früher, da war Mangold einfach... Mangold. Hat man angebaut, gegessen, fertig. Vielleicht mal gedünstet, vielleicht mal im Quiche. Keiner hat gefragt, ob der jetzt lieber ein Rhabarber wäre. Oder eine Langnese-Zuckerstange mit Spiraloptik und Markenbewusstsein?

Und dann kommt Fräulein Uiuiui.

Coming-out von Fräulein Uiuiui.

„Ich bin kein Gemüse – ich bin eine Zuckerstange!“

„Ich fühl mich im falschen Stängel geboren“, sagt sie. „Ich hab zwar Chlorophyll, aber innerlich bin ich bunt. Ich gehöre dem Regenbogen. Bin Zuckerbunt. Ich bin nicht bio, nein, ICH BIN PRIDE.“

Sagt sie und strahlt wie ein Apfelbutzen. Sie will allen Ernsts liebe eine Langnese Zuckerstange sein, denn eine Mangold Dame.

Herr Schauindieluft – auch Mangold, aber klassisch gelb, heteroblattlich und mit bodenständiger Fotosynthese – versteht die Welt nicht mehr. Und das, obwohl er sich für sehr tolerant hält. Er hat sogar mal versucht, mit einer Tomate zusammenzuwachsen. War schwierig – wegen der Wurzeln.

Uiuiui jedenfalls will nicht mehr in die Gemüse-Kiste. Sie beantragt einen Platz im Tiefkühlfach neben dem Fruchteis. Ihr Argument: sie identifiziere sich geschmacklich klar als Süßigkeit mit sozialem Anspruch.

Woke im Beet – wenn Dill Drag trägt

(Der Garten eskaliert: Identität wird zur Hauptsache.)

Der Garten ist überfordert. Der Brokkoli spricht von „Ideologischer Überdüngung“. Die Petersilie murmelt was von „Gender-Garten-Terror“. Und der Rucola? Der organisiert sofort eine Veggie-Pride-Parade zwischen Rosenkohl und Radieschen, weil: „Scharf sind wir alle, Baby.“

Die Gärtnerin weiß nicht, ob sie umtopfen oder canceln soll.

Ich mein: Man muss ja heute auf alles achten. Vielleicht fühlt sich morgen der Kürbis als Gurke und will mit ins Tzatziki. Oder die Zucchini will ins Frauenbeetboxen. Und wehe, man sagt: „Du bist doch gar keine Frauenzucchini!“ – Dann ist man sofort im Unkrautbereich der Gesellschaft. Wobei, Moment, dass heißt ja heutzutage "Beikraut" und hat heilsame Wirkung. Schon immer gehabt, ganz nebenbei.

Dabei hätte es so einfach sein können.

Mangold. Blüht. Fertig.

Aber heute? Heute diskutieren die Pflanzen über binäre Botanik, wollen eigene Pronomen („sie/spiral“) und bestehen auf kompostfreie Schutzräume. Der Klee ist beleidigt, weil er sich als Baum identifiziert, aber nie gegossen wird. Und die Schnecken? Die wissen gar nicht mehr, wo sie noch hin dürfen, ohne in eine Debatte zu geraten.

Nur Herr Schauindieluft steht da, starrt in den Himmel und sagt nichts. Wie immer. Vielleicht ist das die einzige noch erlaubte Form von Meinungsäußerung: Stille. Aber auch da ist man sich nicht mehr sicher.

 


Roter Mangold Stiel sieht aus wie Zuckerstange
Ein gelber und ein roter Mangold die blühen