Das achte Leben (Für Brilka)
[Ergänzt am: 7. Mai 2025]
tate aus dem Roman
Von Nino Haratischwili
ausgezeichnet mit dem Berthold-Brecht Preis 2018 der Stadt Augsburg.
»Ein Solitär in der deutschen Gegenwartsliteratur.« Deutschlandfunk
Georgien im Jahr 1990: Mit der Geburt Stasias, Tochter eines angesehenen Schokoladenfabrikanten, beginnt diese spannungsreiche Familiensaga, ein berauschendes Epos über sechs Generationen und acht außergewöhnliche Leben.
Zitat, die ich festhalten möchte
162 ff
Auch als Sopio ihr mitteilte, wie sie und ihre Freunde sich empört hätten, als man letztens im Kino beim Weißen Adler eine Einführung vor der Vorstellung abgehalten hatte, wie der Film zu verstehen sei, wollte sie keine ernsthafte Propaganda dahinter vermuten und tat es als eine künstlerische Eigenheit des Regisseurs ab.
Spätestens da wusste Stasia, dass die Haut der Welt rissig werden würde.
(...)
Sopio verließ kaum mehr ihre Wohnung und konnte sich nur noch dank der Unterstützung ihrer Freunde durchbringen. Sie hatte keine Schüler mehr und ihr war ein Publikationsverbot auferlegt worden, nachdem ihr der Schriftstellerverband mitgeteilt hatte, sie schreibe jenseits der gesellschaftlichen Normen und der Moral der großen sozialistischen Republik.
169 ff
Immer besser, immer fröhlicher
werden die Arbeiter der Sowjetunion leben!
Plakatspruch
171 ffDie Zukunft war zur Gegenwart geworden.
Alles würde Misstrauen erwecken, die Worte würden bekämpft werden und die Herzen sowieso. Man würde in Tunnel
gleiten, ohne Ausgang. Stasia würde kämpfen müssen, aber wofür lohnte es sich zu kämpfen, wenn einmal alles anfing, nach Ausweglosigkeit zu schmecken?!
(...)
172ff
Wie fest würde man die Augen von nun an schließen müssen, um die Ruinen nicht zu er-blicken, die sich freilegten? Wie viel Mühe würde es von nun an kosten, zu lachen, wenn man all die Leiber unter den eigenen Füßen spürte?