Natur ja, aber bitte keine Vögel

Spatzenplage im Biotop der Gutmenschen

Wer hat hier ne Meise?

Am 1. Mai ziehe ich in eine neue Wohnung. Ein herrlicher Naturgarten schmiegt sich bis an meine Terasse – andere nennen das Gestrüpp. Im Dickicht wohnen tausende von Spatzen, sehr zum Leidwesen der Nachbarn, die auch über ein Gärtchen verfügen und so gerne ihre ach so grüne Moral durchblicken lassen.

Naturgarten trifft Nervgrenze – und hundert hungrige Vögel sitzen dazwischen

Nun verhält es sich so, dass der Vormieter eine schiere Vogelmanie an den Tag legt. Zentnersäcke voll Vogelfutter verteilen ihren Inhalt in, auf und unter drei monströsen Vogelhäusern.

Tatsächlich flattert und raschelt es so laut, dass man kaum eine Zeitung umblättern kann.

Die Nachbarn fordern ein Ende der Spatzenflut und erwarten nun, dass ich gleich nach dem Einzug rund hundert Vögel verhungern lasse.

Aber Denkste, Puppe! Der Vormieter hat nicht nur in weiser Vorausschau zwei weitere Futtersäcke und ein niegelnagelneues Häuschen auf meiner Terrasse platziert – er rang mir unter Tränen das Versprechen ab, sich um „seine“ Vögelchen zu kümmern.

Was nun? Die guten Nachbarn behaupten diese fiesen Spatzen fräßen ihre Rasensamen und vertrieben die „richtigen“ Singvögel.

Der Vormieter klagt, die armen Kreaturen fänden nichts mehr zu Fressen in der Natur. Nun – bei so einem Überangebot würde ich als Spatz auch nicht mehr nach einem Wurm suchen.

Die Lösung läge auf der Hand: ein ganzer brachliegender Grünstreifen neben den Garagen. Dort könnte man Spatzen füttern, so viel man will – ohne jemanden zu stören. Aber was glaubt ihr, was da schon wieder für ein Geschrei losgeht?

Und da will man für Frieden in der Welt plädieren, wenn man noch nicht mal im eigenen Garten für eine handvoll Spatzen sorgen kann.